Wie Du ja vielleicht schon weißt – ich bin nicht nur Mama, sondern auch ganz einfach Sonja, die sich jeden Tag in den normalen Arbeitsalltag wirft. Und ich habe mich nicht nur für eine Halbtagsstelle entschieden, sondern seit Februar 2019 gehe ich wieder in Vollzeit arbeiten. Zu dem Zeitpunkt war meine Tochter – auch liebevoll das „Wiesel“ genannt – 2 1/2 Jahre alt und die Kindergarteneingewöhnung seit einigen Wochen abgeschlossen.
Die Entscheidung wieder in Vollzeit zurück in meinen Job zu gehen ist mir nicht leicht gefallen und ich hatte, bevor es soweit war, wahnsinnigen Respekt vor der Aufgabe Kind, Haushalt, Ehe und Job gleichzeitig zu meistern. Falls Du Dich jetzt schon fragst, ob meine Sorge berechtigt war, so kann ich mit einem klaren Nein antworten 🙂
Dazu sei aber gesagt, dass das nur Unser Weg war und nicht bei allen die Rahmenbedingung ähnlich sind, aber vll kann ich Dir ja ein bisschen die Angst vor solch einer Entscheidung nehmen oder Dir aufzeigen, mit welcher Unterstützung man so eine Entscheidung fällen kann.
Wieso, weshalb, warum
Als ich schwanger wurde, hab ich mir mein Leben als Mama mit so einem kleinem Wesen ganz romantisch vorgestellt. Ich wollte immer volle 3 Jahre zuhause bleiben und meinem Mama- und Hausfrauen-Dasein völlig aufgehen. Und dann wurde das Wiesel geboren und alles war neu, wunderschön und anstrengend – aber eben auch so ganz anders. Bisher war ich es gewohnt mich voll und ganz auf den Job zu konzentrieren. Ich war beruflich wahnsinnig viel unterwegs und sehr ambitioniert und zielstrebig. Ich liebe meinen Job sehr und obwohl mich das Mutter-Sein sehr erfüllt, so hatte ich nach einigen Monaten Sehnsucht. Sehnsucht nach den alten Kollegen, den tollen Projekten und nach der Abwechslung.
Das Leben als Mama mag zwar oft easy aussehen und die Probleme und Herausforderungen des Alltags sind für viele vergleichbar klein zu dem, was man auf der Arbeit leisten musst, ABER es ist Arbeit. Es ist harte Arbeit, die nicht mit Geld sondern mit einem Kinderlächeln belohnt wird, was so viel mehr Wert ist, als jegliche Bezahlung. Es mag vielleicht egoistisch klingen, aber das reichte mir nicht. Und weil es mir nicht reichte, warf mich dieses Gefühl in eine tierische Unsicherheit, denn ich war fest davon ausgegangen, dass ich in meiner Rolle als Mama so aufgehen werde, dass es für mich niemals infrage kommen würde, schnell wieder zurück in den Beruf zu finden. Hatte ich doch damals mit dem Kopf geschüttelt, wenn Mütter schnell wieder arbeiten gingen … Ja, auch ich war eine von den besserwissenden Nicht-Müttern, die zu allem eine feste Meinung hatte und alles anders machen wollte.
Noch ein weiterer, wichtiger Grund: Das liebe Geld. Wie bei den meisten Familien kann man finanzielle Einbußen für einen gewissen Zeitraum gut abfedern, aber einschränken muss man sich mit einem Elterngeld, was 60-65% des alten Nettoeinkommens auffängt dennoch. Wenn man es dann auf 2 Jahre aufsplittet, ist es eine noch deutlichere Einschränkung, Und nach dem zweiten Jahr Elternzeit ist es dann auch schon vorbei mit dem schönen Elterngeld.
Je länger man raus dem Job ist, desto schwieriger ist der Wiedereinstieg. Das war auch einer der entscheidenden Punkte, wieso es für mich außer Frage stand wieder arbeiten zu gehen. Denn dass ich irgendwann wieder zurück in meinen geliebten Job gehen möchte, stand für mich außer Frage. Auch wenn ich in meiner ursprünglichen Vorstellung davon ausgegangen war mindestens 3 Jahre zuhause zu sein.
Meine Mama – die größte Unterstützung
Und dann kam nach ca. 8 Monaten im April 2017 die Anfrage meines alten Chefs, ob ich nicht in Teilzeit zurück kommen wolle. Man habe ein Projekt für mich gefunden, bei dem ich nicht reisen müsste und wo ich an zwei vollen Tagen in der Woche zuarbeiten kann. Und da saß ich nun und wusste nicht, wie ich mich entscheiden sollte. Bei der Entscheidung haben mir dann aber schlussendlich mein Mann und meine Mama geholfen. Meine Mama erklärte sich sofort bereit an zwei Tagen die Betreuung vom Wiesel zu übernehmen und auch mein Mann gab mir das Gefühl, dass meine Entscheidung richtig ist. Weil es mir den Ausgleich zum Mama-Alltag bescherte und nur eine zufriedene und ausgeglichene Mama zuhause den Alltag mit Kind bestmöglich meistern kann.

Wo ist denn Dein Mann, fragst Du Dich bestimmt 🙂 Mein Mann ist leider unter der Woche beruflich immer noch sehr viel unterwegs, so dass er häufig von Dienstag bis Donnerstag nicht zuhause sein kann.
Und so nahm ich das Angebot an. Diese Entscheidung habe ich bis heute nie bereit. Der Weg zurück in den Job war reibungslos. Dadurch, dass ich nur 2 feste Tage hatte, hatte ich unter der Woche 3 ganze Tage, an denen ich voll und ganz fürs Wiesel da sein konnte. Und ich hatte wieder beruflich den Fuß in der Tür.
Als wir dann eine Zusage für einen Kindergartenplatz ab August 2018 erhielten, stockte ich ab Januar 2018 auf 3 volle Tage auf. Die Zeitspanne bis das Wiesel nun in den Kindergarten gehen konnte war für meine Mama so überschaubar, dass mir zuliebe auch diese Aufgabe übernahm. Und so lief es das ganze Jahr 2018. Ich fuhr an 2 Tagen ins Büro und an einem weiteren Tag in der Woche machte ich Home Office.
Eine erneute Herausforderung
Und dann passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Das Arbeiten wurde zu einer Belastung. Die Rahmenbedingungen waren zwar super, meine Aufgaben toll und der Spagat funktionierte, aber als einzige teilzeitarbeitende Mutter war man immer die Extra-Wurst. Ich war zwar die erste morgens um 7 Uhr im Büro, aber auch die Erste, die um 15 Uhr wieder nach Hause ging und keine Überstunden mehr machte- zwischen Kollegen, die täglich ihre 8-10 Stunden leisten. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht genug leisten konnte. Die Prioritäten verschieben sich nunmal als Mutter. War ich damals noch bereit 10 Überstunden in der Woche zu leisten, so bedeutete nun jede Überstunde weniger Zeit mit meiner Tochter und das wollte ich schlichtweg nicht leisten.
Als ich merkte, dass das nicht mehr das Umfeld für mich sein konnte und die Unzufriedenheit immer größer wurde, entschloß ich, mich auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen. Ich hatte Angst. Angst als Mutter keinen anderen Job mehr zu finden. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Ich nahm all meinen Mut zusammen und bewarb mich auf mehre Stellen mit einer sehr ehrlichen Bewerbung. Ich machte keinen Hehl daraus, dass ich Mutter bin und nicht beabsichtige in den nächsten Jahren in Vollzeit zu arbeiten. Ich spielte mit ganz offenen Karten. Denn ich wollte einen Arbeitgeber, der mich als Mutter und Arbeitnehmerin ganz bewusst einstellt und nicht mit falschen Versprechungen neu anfangen.
Ich wurde belohnt. Auf all meine Bewerbungen gab es ausnahmslos positives Feedback. Ich erhielt ein Angebot für einen Job in meinem Heimatörtchen – in Teilzeit, mit Home Office Möglichkeiten und flexiblen Arbeitszeiten. Ich nahm an und kann seitdem mein Glück kaum fassen. Ich kann seitdem bei guten Wetter mit dem Fahrrad ins Büro fahren und auf dem Weg direkt das Wiesel in den Kindergarten bringen.
Von 60 auf 100 in 6 Monaten
Ich begann in meinem neuen Job auch mit einer 60%-Stelle, sodass ich einen leichten Einstieg in den Job finden konnte, aber weiterhin auch genügend Zeit für meine Tochter hatte. Gerade während der Eingewöhnungzeit im Kindergarten wäre eine Vollzeitstelle nicht infrage gekommen. In der ganzen Zeit steckten wir auch noch zusätzlich mitten im Umbau meines Elternhauses und jeder, der schonmal gebaut hat, weiß welche Belastung so etwas noch zusätzlich ist. Eine 60%-Stelle war also völlig ausreichend für uns.
Das Wiesel war für eine 35 Std./Woche im Kindergarten betreut und ich ging arbeiten. Das funktionierte wirklich super. Meine Mama holt das Wiesel um 14 Uhr aus dem Kindergarten ab und fuhr schonmal nach Hause. Um 15 Uhr war ich dann auch aus dem Büro wieder zuhause und wir hatten Freizeit.
Da ich sehr flexible Arbeitszeiten habe, meine Tochter sehr gerne in den Kindergarten geht und sie es genießt dort mit ihrer kleinen besten Freundin den Tag zu verbringen, war der Sprung von einer 3 Tage-Woche auf eine 5-Tage Woche für uns alle nicht mehr allzu groß. Und auch die Entscheidung von einer 35 Std./Woche auf 45 Std. aufzustocken war schnell gefällt, da auch die beste Freundin meiner Tochter länger betreut wird und die beiden so auch bis zum Nachmittag noch Zeit fürs gemeinsame Spielen haben.
Wie kann das funktionieren?
Es funktioniert, weil meine Mama mir den langsamen Einstieg zurück in den Job ermöglicht und mich bei der Kinderbetreuung so unfassbar umfangreich unterstützt hat.
Es funktioniert, weil mein Arbeitgeber verstanden hat, dass Familie wichtig ist. Er ermöglicht mir es meine Arbeitszeiten völlig frei einzuteilen. Ich gehe jeden Morgen um 7 Uhr ins Büro und mache um 15 Uhr Feierabend und hole das Wiesel aus dem Kindergarten ab. Bis sie abends um 19:30 Uhr ins Bett geht, haben wir 4 1/2 Stunden reine Qualitätszeit miteinander. Wir haben beide Feierabend von Kindergarten und Büro und tanken unsere Akkus gemeinsam auf. Beim Kuscheln, Spielen und Zusammensein.
Wenn das Kind krank ist, kann ich ohne schlechtes Gewissen zuhause bleiben oder die Stunden reduzieren. Ich kann es so anpassen, wie es für uns als Familie am besten passt. Stehen Kindergarten-Termine, U-Untersuchungen oder ähnliches an, kann ich meine Arbeit unterbrechen und die Stunden abends oder an einem anderen Tag nachholen. Und weil ich so viel Entgegenkommen habe, bin ich bereit, jeden Tag dort 110% zu geben.
Ich bin sehr dankbar, dass ich mit diesem Rahmenbedingungen so gesegnet worden bin. Das ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich. Ich hoffe, dass immer mehr Arbeitgeber erkennen, wie wichtig es ist, Müttern den Einstieg zurück in den Beruf zu ermöglich. Und vor allem erkennen, wie wertvoll Frauen und Mütter als Arbeitnehmerinnen sind.
Toller Beitrag! Finde es auch ganz klasse dass du die Rahmenbedingungen miteinbezogen hast:) Weiter so!
Danke Dir meine liebe Chrissy! Freu mich total, dass du meine Beiträge liest <3
Ein ganz toller, ehrlicher Beitrag. Ich hoffe, er wird auch von ein paar Arbeitgebern gelesen!
Ahhhh, Sabrina <3 Danke für Deinen lieben Kommentar.
[…] Familie treffen in der Ungewissheit, ob alles so aufgeht, wie wir uns das erhoffen. Aber wie Ihr hier schon in meinem Beitrag lesen konntet, haben wir diese Herausforderung meines Erachtens wirklich […]